Implantatversorgung einer
75 jährigen Patientin mit LKG Spalte

as Auftreten einer LKG Spalte (ICD 10 Q37) gehört zu den häufigsten angeboren Fehlbildungen mit einer Inzidenz von 1: 500 weltweit. Nur selten finden sich in unserem Patientengut heute noch nicht operierte Spalten oder Rekonstruktionen der Maxilla. Der vorliegende Fall ist als LAH-HAL zu klassifizieren mit beidseitig operierter Lippe. Klinisch und radiologisch sind im DVT rudimentäre Anteile der Maxilla zu erkennen. Inwieweit in früheren Jahren Zähne vorgelegen haben, konnte nicht mehr rekonstruiert werden. Die Patientin war seit 28 Jahren mit einer Totalprothese im Sinne einer Defektprothese versorgt. Auf Grund eines mittlerweile insuffizienten Prothesenhaltes wurde die Patientin in meine Praxis überwiesen, um eine implantatgestützte Verankerung der Prothese zu erreichen. Um das vorhandene Knochenvolumen darzustellen, war die Anfertigung einer DVT unumgänglich. Hierbei konnten der rudimentäre Erhalt der Maxilla und die vorhandenen Knochenbreiten und – höhen vermessen werden. Die klinische Inspektion des cavum nasi und der umgebenden Weichgewebe zeigte unauffällige, reizlose und gut durchfeuchtete Schleimhäute. Geplant war die Insertion von 3 Implantaten. Hierbei sollte 1 Implantat im Knochenanteil der rudimentären linken Maxilla eingebracht werden, sowie 2 Implantate im größeren rechten Anteil der Maxilla. Der vorhandene Teile des os incisivus eignete sich nicht zur Implantation. Intraoperativ wurde auf Grund des ersichtlichen Knochenmangels der Maxilla li auf eine Implantation verzichtet. Auf ein bonesplitting mit dem bekannten Verlust von ca. 3mm crestalem Knochenanteil wurde ebenso verzichtet um die weitere Destruktion des linken Maxillanteils durch iatrogene Ursachen zu vermeiden.

Da im Unterkiefer ebenfalls ein anteriores Restgebiß vorliegt, sind hierfür die prothetischen Nachteile als gering einzuschätzen. Nach einer 3monatigen Einheilphase der Implantate (Camlog screwline regio 18: 3,3mm 11mm, regio16: 3,8mm 11mm) erfolgte die Freilegung bei guter keratinisierter Gingiva. Die Anfertigung von Defektprothesen stellt auch an die Zahntechnik ein erhöhtes Verständnis an die Umsetzung. Dem Zahntechniker wurde die vorhandene Prothese übergeben, um bereits einen individuellen „Defektlöffel“ zur Abformung herstellen zu können. Mit Hilfe des vorbereiteten Abformlöffels konnten die Implantate in typischer Weise geschlossen abgeformt werden.

Die Kieferrelationsbestimmung wird durch die Fixation von Einbringpfosten in das Werkstück deutlich erleichtert. Die Abdruckpfosten der Camlogimplantate eignen sich durch Ihre Größe und Präzision hierfür sehr gut, so dass eine optimale Verankerung auch bei der Wachsanprobe möglich ist und die Präzision zur Einstellung des Okklusion für alle Beteiligten eine reduzierte Behandlungszeit ermöglicht. Der Zahntechniker wurde zur Fertigstellung der Prothese angewiesen die Locatorpatritzen mit der höchsten `Friktionskraft` in die neue Prothese einzusetzen, da die Implantatanzahl und der Implantatdurchmesser von der üblichen standardisierten Vorgehensweise abweicht. Die Handhabung der Prothese konnte von der Patientin schnell erlernt werden. Die Patientin wurde bereits präoperativ darüber aufgeklärt, dass die Locatorpatritzen ca. 1 Mal jährlich erneuert werden müssen auf Grund des Verschleisses.

Letztendlich konnten die LKG- Patientin mit einer locatorgestützten Defektprothese mit geringem chirurgischem Aufwand wieder funktionell rehabilitiert werden, um beim Essen und Sprechen eine deutliche Verbesserung bei vorliegen besonderer anatomischer Verhältnisse erfahren.

Praxis:
Dr. Patricia Lowin
Fachzahnärztin für Oralchirurgie

Gasstrasse 15
67292 Kirchheimbolanden

Zahntechnik:
Meister-Labor Reinsch

Hauptstrasse 50
67292 Bischheim